Ich kam im August 2014 nach Wuhan. In meiner Erinnerung roch die Luft – als ich damals am internationalen Flughafen Tianhe aus dem Gebäude trat – feucht und tropisch. Mit meinen 22 Jahren war ich zu dieser Zeit noch ziemlich unbedarft und hatte das Gefühl eigentlich noch nichts von der Welt zu wissen, weshalb die Reise nach China für mich ein Wendepunkt bedeutete. Es ging nun darum mir selbst zu beweisen, dass ich auf mich allein gestellt und ohne die elterliche Fürsorge überleben konnte.
Mein allererster Kontakt war die zierliche Lily. Sie arbeitete für das Foreign Office der Wuhan Foreign Language School, an der ich Anfang September anfangen würde zu unterrichten. Ein Gedanke, der mir damals Bauchschmerzen verursachte. Folgendes Szenario ging mir in Dauerschleife durch den Kopf und hinterließ mich als ruheloses, zitterndes Häufchen Elend: „Ich, allein, vor einer 50-köpfigen Klasse chinesischer Schülerinnen und Schüler, die sich gelangweilt und unkonzentriert gaben, hinsichtlich dessen, was ich ihnen zu sagen hatte“. Der bloße Gedanke vor einer Gruppe zu stehen und ihnen etwas von der Welt zu erzählen, die ich mir ja gerade erst anschauen wollte, schien mir lächerlich und absurd.
Im Nachhinein bin ich den Vertretern des Hanban und des Bundesinstitutes für Forschung und Bildung unglaublich dankbar, dass sie sich damals für mich entschieden haben. Sie erlaubten mir somit, mich zu entfalten, mich selbst zu entdecken, eine mir neue und damals noch fremde Kultur zur erkunden und auch meine eigene Kultur ein Stückchen besser kennen zu lernen.